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Redaktion: Heinz Schmitz


Physiker wollen supraleitende Folien entwickeln

Supraleiter, die bei Abkühlung den elektrischen Widerstand verlieren und verlustfrei Strom leiten können, sind seit rund hundert Jahren bekannt. Allerdings benötigen die klassischen Supraleiter, die aus Metallen bestehen, Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt (-273 Grad Celsius), was sie für viele Anwendungen wirtschaftlich unattraktiv macht. In den 1980er Jahren wurden die ersten Hochtemperatur-Supraleiter entdeckt, die den verlustfreien Transport von Strom schon bei vergleichsweise höheren Temperaturen um minus 200 Grad Celsius erlauben. Sie werden mit flüssigem Stickstoff gekühlt, der kostengünstig und leicht verfügbar ist. Da sie aus Keramiken bestehen, sind sie jedoch äußerst starr und spröde und daher nur eingeschränkt technisch einsetzbar.

 

Um biegsame keramische Supraleiter herzustellen, haben Professor Uwe Hartmann und sein Team an der Saar-Universität erstmals das Verfahren des Elektrospinnens benutzt, das bisher fast nur für Kunststoffe (Polymere) eingesetzt wurde. Dabei werden flüssige Vorläuferverbindungen (Präkursoren) durch eine feine Düse gepresst, die unter elektrischer Spannung steht. So entstehen hauchdünne Fäden, die mit einem Durchmesser von 100 Nanometern oder weniger tausendmal dünner sind als ein menschliches Haar. Dieses Geflecht feiner Fasern wird während einer Nachbehandlung erhitzt, so dass Supraleiter in der richtigen Zusammensetzung entstehen: Sie bestehen aus Yttrium, Barium, Kupfer und Sauerstoff (abgekürzt: „YBCO“) oder ähnlichen Verbindungen. „Das Geflecht aus Hochtemperatur-Supraleitern ist deutlich ressourcenärmer als die herkömmlichen Keramiken und vor allem sehr biegsam“, erklärt Uwe Hartmann.

 

In ihrem neuen Projekt „Supraleitende Folien“ wollen die Saarbrücker Forscher nun noch einen Schritt weiter gehen: Das Geflecht aus Nanodrähten soll in eine Kunststofffolie eingebettet werden, die „biegsam und dünn wie eine Frischhaltefolie ist und in jeder Größe hergestellt werden kann“, so Hartmann. Solche Folien wären eine völlig neue Klasse von supraleitenden Materialien, da sie die Vorteile der Supraleitung – den verlustfreien Energietransport – mit der Flexibilität und dem geringen Gewicht einer Folie verbinden könnten. Einsetzbar wären sie beispielsweise als flexible supraleitende Kabel oder als elektromagnetische Abschirmmaterialien, beispielsweise in der Medizintechnik oder in der Weltraumtechnik. Doch noch sind die Forschungen hierzu ganz am Anfang: „Die Herausforderung für uns besteht nun darin, Kunststoffe zu finden, die bei Temperaturen um minus 200 Grad Celsius biegsam sind und nicht mit den Supraleitern reagieren“, erläutert Uwe Hartmann das Ziel des von der Volkswagen- Stiftung prämierten Forschungsprojekts.

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