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Redaktion: Heinz Schmitz


Mobile Koffer am Frankfurter Flughafen

Eine Technologie, die eine Vielzahl von Gütern – zum Beispiel Gepäckstücke – vollautomatisch und frei von Schienen im Raum bewegt, wird von mehreren Institutionen und Unternehmen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt erprobt. Die sogenannte „Fluide Logistik“-Technologie wurde vor dem Hintergrund der gestiegenen Ansprüche an die Logistik-, Lager- und Materialflussprozesse von Unternehmen entwickelt. Das Forschungsprojekt „SimFö“ soll durch die Simulation eines Frühgepäckspeichers nachweisen, dass „Fluide Logistik“ technisch umsetzbar und wirtschaftlich rentabel ist. Ein Anwendungsbeispiel: Aktuell wird ein am Flughafen früh abgegebenes Gepäckstück bis zur Verladung ins Flugzeug fortwährend auf einer Gepäckförderanlage bewegt. Die „Fluide Logistik“ würde das Gepäckstück zukünftig auf einer Fläche – gegenüber heutiger Technik räumlich stark verdichtet – „parken“ und dieses erst wenn der Abflug ansteht automatisiert über eine Steuerungssoftware zum Flugzeug bewegen. Dieses Verfahren könnte Platz und Energie sparen.

 

Im Rahmen des Projekts „SimFö“ wird die Leistungsfähigkeit der „Fluiden Logistik“ exemplarisch an einem Teil der Gepäckförderanlage des Frankfurter Flughafens virtuell simuliert. Projektleiter Prof. Dr. Kai- Oliver Schocke von der Frankfurt University of Applied Sciences erläutert: „Wir möchten herausfinden, ob die Algorithmen beispielsweise 5.000 Gepäckstücke gleichzeitig bewältigen können und welche Fläche hierzu benötigt wird. Dabei wird sich herausstellen, ob ein ‚gassenloses‘ Lagersystem der Koffer, das sich je nach Bedarf ‚verschiebt‘, effizienter ist als ein konventionelles Lagersystem mit durchgängig freien Flächen bzw. Gassen. Für die Logistik-Branche könnte dies eine Revolution darstellen: Es wird hier sehr eng gepackt und somit weniger Raum benötigt, was angesichts der hohen Preise für Lagerimmobilien, vor allem in den Großstädten, Kostenvorteile bringt; da die Koffer nicht permanent auf dem Band unterwegs sind, werden Energie und gleichzeitig Kosten gespart.“ Die Voraussetzungen dafür hatte das Vorgängerprojekt „FluidSim“ mit der Erstellung der Simulationsumgebung der „Fluiden Logistik“-Technologie geschaffen, wobei das Betriebssystem FluidOS, die Simulation und der Algorithmus zusammenarbeiten. FluidOS erkennt beispielsweise, dass ein Gepäckstück von der Fördertechnik übergegeben wurde, platziert diesen an einer Stelle und sorgt bei nahendem Abflug dafür, dass das Gepäckstück rechtzeitig wieder an die Fördertechnik abgegeben wird. Bei der Simulation wird ein eigens entwickeltes Kennzahlensystem angewendet, das den Frühgepäckspeicher der konventionellen Gepäckförderanlage mit der Technologie der „Fluiden Logistik“ vergleicht. Kennzahlen sind z.B. die Fördergeschwindigkeit, die Motorenleistung der konventionellen Gepäckförderanlage, die Investitionssumme oder der Energieverbrauch pro Tag.

 

Die Fraport AG stellt die Anwendungsdaten für die Simulation der Gepäckförderanlage bereit. Wissenschaftler/-innen der Frankfurt University of Applied Sciences und die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) prüfen die Steuerungsalgorithmen und entwickeln diese weiter. Die benjamin Systems GmbH implementierte den Algorithmus in die Steuerungssoftware der Fluiden Logistik und verband die Steuerungssoftware mit einer Simulationssoftware. Die für die Simulationssoftware notwendige Objektbibliothek „FluidSim“ wurde von der SimPlan AG entwickelt und kann zu einem späteren Zeitpunkt in unterschiedlichen Simulationsprogrammen angewendet werden. Unternehmen, die vor der Entscheidung stehen, neue Logistiklösungen einzuführen, können über die Simulationssoftware so auch die Umsetzung der „Fluiden Logistik“ testen.

 

Siehe auch:

http://www.innovationsfoerderung-hessen.de

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