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Redaktion: Heinz Schmitz


IQ-Test auf dem Smartphone?

IQ-Test App
Mit der IQ-App lässt sich die Leistungsfähigkeit des Nutzers in wenigen Minuten einschätzen. (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)

Ulmer Psychologen haben eine Smartphone-App entwickelt, mit der sich der Intelligenzquotient spielerisch in wenigen Minuten messen lässt. Neben der Unterhaltung dient die IQ-App einem wissenschaftlichen Zweck: Die Forscher wollen unter anderem prüfen, ob die Ergebnisse mit konventionellen IQ- Messungen, die oft mehrere Stunden dauern, vergleichbar sind.  Sind die sechs Denksportaufgaben erledigt, können sich Nutzer ihr Ergebnis im Abgleich mit der Referenzgruppe anzeigen lassen. Die Entwickler freuen sich über zahlreiche Teilnehmer, denn je mehr Personen die Smartphone- Anwendung nutzen, desto aussagekräftiger wird dieser Abgleich.

 

Der Physiker Stephen Hawking soll einen Intelligenzquotienten (IQ) von 160 haben und auch sein Professorenkollege Albert Einstein hätte es sicher locker in den „Club der Superhirne“ Mensa geschafft – der Beitritt steht Personen mit einem IQ über 130 offen. Aber wie intelligent sind Sie im Vergleich mit dem deutschen Durchschnitt? Ulmer Psychologen haben eine Smartphone-App entwickelt, mit denen sich die Leistungsfähigkeit spielerisch in kurzer Zeit testen lässt. Neben der Unterhaltung dient die IQ-App einem wissenschaftlichen Zweck: Anhand der Daten wollen die Forscher beispielsweise prüfen, inwiefern sich Intelligenztests auf dem Smartphone umsetzen lassen, und ob die Ergebnisse mit konventionellen Messungen vergleichbar sind.

 

Wer einen Intelligenztest macht, kämpft teils mehrere Stunden mit verschiedensten Aufgabentypen. Die IQ-App der Ulmer Forscher beschränkt sich auf lediglich sechs Aufgaben, die vor allem die Gedächtnisleistung und die Merkfähigkeit testen. Dabei soll Vorwissen keine Rolle spielen: „Eigentlich kombinieren wir in der Leistungsdiagnostik möglichst unterschiedliche Anforderungen. Für die App haben wir wenige, aber besonders prototypische Aufgaben gewählt, damit innerhalb kurzer Zeit ein Ergebnis vorliegt“, erklärt Professor Oliver Wilhelm, Leiter der Abteilung für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik. Anwender sollen sich zum Beispiel Wort-Zahlkombinationen merken und wiedererkennen oder Veränderungen in Zahlenreihen identifizieren. Nach jeder Aufgabe erhalten die Teilnehmer eine erste Leistungsrückmeldung. Sind alle Aufgaben erledigt, können sich die Nutzer ihr Ergebnis im Vergleich mit einer Referenzgruppe, also anderen Teilnehmern, graphisch anzeigen lassen. „Wir wollen herausfinden, wie aussagekräftig diese Ergebnisse sind“, ergänzt Wilhelm. „Anwender lernen in jedem Fall etwas über sich selbst und kommen mit psychologischen Messmethoden in Berührung“. Die Funktionen werden ständig erweitert: Schon jetzt gibt es einen zusätzlichen Persönlichkeitstest, ein Wissensquiz und weitere Updates werden folgen.

 

Bei der Anmeldung zur IQ-App werden Nutzer nach einer Mailadresse, ihrem Alter und Geschlecht gefragt, doch die Forscher legen Wert auf Anonymität. Der Datenschutz ist jederzeit gewährleistet. Teilnehmer bekommen eine E-Mail mit den Nutzungsbedingungen und können ihr Testergebnis im Nachhinein löschen lassen. „Mit den gesammelten Daten wollen wir untersuchen, inwieweit eine IQ-Testung mit dem Smartphone sinnvoll ist – und welche Störfaktoren das Ergebnis beeinflussen können“, so Dr. Florian Schmitz aus der Abteilung für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik. Die Forscher interessiert beispielsweise, inwiefern die gemessene Leistung davon abhängt, wo die Aufgaben bearbeitet worden sind, etwa in ruhiger Umgebung oder im vollbesetzten Bus. Weiterhin könnten die Tageszeit und die Kompetenz im Umgang mit dem Smartphone das Ergebnis beeinflussen. „Diese Informationen sind wichtig und helfen uns dabei, die gesammelten Daten richtig zu interpretieren“, sagt Oliver Wilhelm. Hat sich das Smartphone als Messinstrument bewährt, sind zahlreiche weitere Untersuchungen denkbar: „In anschließenden Forschungsprojekten könnte ermittelt werden, ob besonders intelligente Menschen einen aktiven Lebensstil pflegen und viel unterwegs sind“, ergänzt Professor Christian Montag, Leiter der Abteilung für Molekulare Psychologie und Experte im neuen Forschungsfeld Psychoinformatik.

 

Insgesamt anderthalb Jahre haben die Ulmer Psychologen Christian Montag, Oliver Wilhelm sowie Florian Schmitz an der App gearbeitet und ihre Expertise in der Psychoinformatik, Leistungsdiagnostik und Intelligenzforschung kombiniert. Der Programmierer Christopher Kannen von der Universität Bonn hat die Forscher bei der Umsetzung unterstützt. Besonders herausfordernd war es, den Test für Smartphone-Bildschirme zu optimieren. Jetzt kann die Anwendung für Android-Geräte und für das iPhone kostenlos in den gängigen App-Stores heruntergeladen werden. Die Macher freuen sich über Feedback der ersten Nutzer. Je mehr Personen die Smartphone-Anwendung nutzen, desto aussagekräftiger wird der Vergleich mit der Referenzgruppe. „Mit der Digitalisierung ändert sich auch die Leistungsdiagnostik. Eventuell werden solche Apps eines Tages standardmäßig in Bewerbungsverfahren eingesetzt oder sie unterstützen neurologische Tests – um beispielsweise Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit im Zeitverlauf zu messen“, sagen die Forscher. Vielleicht wird durch die IQ-App aus Albert Einsteins Geburtsstadt ja auch ganz einfach ein neues Superhirn entdeckt?

 

Siehe auch:

http://www.hindawi.com/journals/cmmm/aip/2983685/

https://www.iq-app.de/

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