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Redaktion: Heinz Schmitz


Cloud Computing in der Logistikbranche

Rund 2,6 Milliarden Pakete sind 2013 in Deutschland auf den Weg gebracht worden. Der Trend ist weiter steigend, vor allem im Online-Versandhandel. An der Zustellung eines Paketes sind bis zu zehn Subunternehmer beteiligt. Dafür nutzt rund die Hälfte der Logistikunternehmen das so genannte Cloud Computing. Das heißt: Die Unternehmen speichern die Daten in einer gemeinsamen Cloud. In einem Projekt mit der Universität Leipzig und dem Fraunhofer IML entwickelt Dr. Jörg Leukel, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Hohenheim, derzeit Verfahren, die die Privatsphäre wahren und dabei gleichzeitig so viele Daten wie für einen reibungslosen Ablauf nötig an die beteiligten Partner übermitteln.

 

Um vom Absender zum Empfänger zu gelangen, läuft ein Paket in Deutschland durchschnittlich durch zehn Hände, sprich Spediteure, Lageristen und Zusteller. Mehrere Male gelangt es so von einem Lastwagen zum nächsten. Jedesmal werden Sendungsdaten erhoben, verarbeitet und weitergegeben. Cloud Computing vereinfacht dabei den Datenaustausch. „Allerdings bedeutet Zusammenarbeit in der Cloud nicht uneingeschränkten Datenaustausch“, erläutert Dr. Jörg Leukel. „Viele Daten sind schutzbedürftig, vor allem die der Kunden. Sie wollen dabei natürlich möglichst wenig persönliche Daten preisgeben.“ Die Daten dürfen daher nicht beliebig gespeichert werden. „Wieviel Ladevolumen auf den einzelnen Lastwagen während des Pakettransports noch frei ist, geben die Zusteller in der Regel aus Angst vor der Konkurrenz nicht bekannt“, sagt Dr. Leukel. Genau da setzt das Projekt „PREsTIGE“ an. „Wir wollen mit unseren Verfahren helfen, Vorbehalte hinsichtlich des Datenschutzes zu verringern. Diese sind in der Logistikbranche besonders groß. Dazu untersuchen wir in welchen Fällen es ökonomisch sinnvoll und zugleich datenschutzkonform ist, bestimmte Daten an andere Unternehmen weiterzugeben“, erläutert Jörg Leukel.

 

Zu den Details, die Dr. Leukel und seine Kollegen von der Universität Leipzig und dem Fraunhofer IML unter die Lupe nehmen, zählen „schutzbedürftige Daten“ wie etwa Lager- und Lieferzeiten, aber auch personenbezogene Daten der Kunden und Mitarbeiter in den Logistikunternehmen. „Wir sprechen hier von Business Privacy als Datenschutz im weitesten Sinne, der neben den personenbezogenen Daten auch die Geschäftsdaten einbezieht. Dies sind Daten, die nicht an Unbefugte gegeben werden sollten“, erläutert Leukel. Diese Daten werden in der so genannten „Logistik-Cloud“ gespeichert. Die an dem Logistikprozess Beteiligten haben Zugriff auf einen Teil der Daten, den sie benötigen. Weil nicht alle Beteiligten alle Daten sehen, können daraus Konflikte entstehen – beispielsweise Lieferverzögerungen.

 

Leukel und seine Kollegen arbeiten nun an Verfahren, mit denen die Beteiligten ihre Business-Privacy-Einstellungen definieren können. Im nächsten Schritt entsteht eine Software, die die Analyse und Optimierung dieser Einstellungen unterstützt. „Wir entwickeln einen Prototyp, der die Beteiligten auf Konflikte zwischen den Schutzbedürfnissen und möglichst effizienten Logistikprozessen hinweist, Lösungen vorschlägt und schließlich dabei unterstützt die Konflikte zu beheben“, sagt Dr. Leukel. Ziel seien vor allem Vertrauen und Akzeptanz bei den Anwendern. Die Verfahren werden zusammen mit Softwareunternehmen entwickelt. Am Praxistest sind dann Logistikunternehmen aus der Region Halle/Leipzig beteiligt. Darin testen diese die technische Umsetzung und die ökonomische Wirksamkeit.

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