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Redaktion: Heinz Schmitz
Weltweit Metropolen sinnvoll planen
In nahezu allen schnell wachsenden Metropolen der Schwellen- und Entwicklungsländer, unabhängig von der sozialen oder politischen Situation, steht die nachhaltige Stadtentwicklung vor ähnlichen Herausforderungen: Es fehlen verwertbare Planungsdaten. Zugleich sind jedoch rasche und effiziente Planungsabläufe erforderlich, die sich flexibel an das schnelle Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung anpassen lassen. Hier setzt das Forschungsprojekt „Rapid Planning - nachhaltiges Infrastruktur-, Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen“ an. Zwölf Projektpartner aus Wissenschaft und Praxis entwickeln rasch umsetzbare Planungsmethoden für schnell wachsende Städte, die die Sektoren Energie, Wasser, Abwasser, Abfall und urbane Landwirtschaft miteinander vernetzen. Die Arbeiten basieren auf praktischen Erfahrungen, die in den Beispielstädten Kigali (Ruanda), Da Nang (Vietnam) und Assiut (Ägypten) gewonnen werden; dort sollen die neu entwickelten Planungsmethoden direkt erprobt und umgesetzt werden. Ein Teilprojekt unter Leitung der Frankfurt University of Applied Sciences bindet die Erfahrungen umweltgerechter Stadt- und Infrastrukturplanung in der deutschen Referenzstadt Frankfurt am Main in die Methodenentwicklung ein.
„Die städtische Infrastruktur kann mit dem raschen Wachstum von Städten wie Kigali nicht mithalten. Derartige Städte wachsen weitgehend informell, das heißt ohne formelle Planungsverfahren; entsprechend problematisch ist die Müllentsorgung, aber auch die Sicherstellung der Wasserversorgung oder das Abwassermanagement. Wir wollen Planungsmethoden für eine nachhaltige Stadtentwicklung in hochdynamischen Metropolregionen erforschen und entwickeln; dabei wird sorgfältig zu prüfen sein, mit welchen Methoden und Instrumenten eine umweltgerechte und vernetzte Infrastruktur plan- und machbar ist“, so Prof. Dr.-Ing. Michael Peterek von der Frankfurt University of Applied Sciences, der am Teilprojekt „Stadtplanung und Capacity Building“ forscht.
Die Wahl der deutschen Referenzstadt fiel auf Frankfurt am Main wegen ihrer Bedeutung als Finanz- und Wirtschaftsstandort und als europäisches Handelszentrum, aber auch wegen ihrer Bemühung um eine umweltgerechte Stadtentwicklung seit mehr als 20 Jahren, die beispielsweise an dem aktuell gesteckten Ziel „100 Prozent Klimaschutz bis zum Jahr 2050“ sichtbar wird. Projektpartner auf Seiten der Stadt sind insbesondere das Energiereferat, das Umweltamt und das Stadtplanungsamt. Die Frankfurter Wissenschaftler(innen) des Projekts „Rapid Planning“ werden erfolgreiche Programme in den Sektoren Wasser- und Energieversorgung, Abwasser, Abfall und urbane Landwirtschaft in Frankfurt auswerten und die Erkenntnisse in die Methodenentwicklung für die drei Beispielstädte einfließen lassen. Im Fokus stehen dabei auch Aktivitäten des Erfahrungsaustauschs und gegenseitigen Lernens zwischen allen beteiligten Städten. Dazu werden Workshops und gemeinsame Fachexkursionen durchgeführt, Kurs- und Trainingsunterlagen erstellt und Sensibilisierungskampagnen, auch für eine breitere Öffentlichkeit, konzipiert; denn gerade das „Capacity Building“ ist eine wichtige Voraussetzung für eine Kompetenzerweiterung von Verwaltungen, Wissenschaft und Öffentlichkeit. „Als Endprodukt sollen Planungsverfahren für eine umweltgerechte Infrastrukturentwicklung in schnell wachsenden Städten und Kommunen erarbeitet werden, wobei existierende Instrumente in den Beispielstädten erfasst und um nachhaltige und vernetzte Stadtentwicklungsziele erweitert werden. Die ‚Rapid Planning‘-Methode richtet sich an Planungsbüros, Verwaltung, Forschung und Ausbildungsinstitute“, fasst Peterek zusammen. „Dabei wird es beispielsweise um Fragen gehen, wie die Städte den Müll nicht einfach entsorgen, sondern ihn zu Energie umwandeln können, die wiederum in die Stadt fließt. Oder wie organische Abfallstoffe eine städtische Landwirtschaft fördern können, die wiederum zur Stabilisierung der Nahrungsmittelversorgung der städtischen Bevölkerung beitragen kann.“
Die Übertragbarkeit der Methoden auf andere Städte ist ebenfalls ein Ziel, um die neuen Ansätze einer integrierten Planung auch für andere Kommunen nutzbar zu machen. Die Projektpartner erstellen einen „Rapid Planning- Werkzeugkasten“, in dem Ergebnisse, Erfahrungen und Lösungsvorschläge zusammengetragen werden. Langfristig soll über die „Rapid Planning“-Methoden ein Umdenken und neues Handeln in Hinblick auf Ressourcen-effizientes Planen in den beteiligten Stadtverwaltungen initiiert werden.
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