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Redaktion: Heinz Schmitz


Sprachgesteuerte Computerspiele

Spielesteuerung per Dialogbox
Forscher haben ein Dialog-System entwickelt, das bei Computerspielen die Zusammenarbeit von Spielern in verschiedenen Sprachen unterstützt. (Foto: Iris Maurer)

Sprachtechnologen haben die Grundlage für eine neue Art realitätsnaher Kommunikation in Computerspielen geschaffen: Die Dialog-Box unterstützt das Zusammenspiel von Spielern in verschiedenen Sprachen. Anhand eines Weltraum-Abenteuers hat das Forscherteam von Dietrich Klakow an der Universität des Saarlandes die Dialog-Box gemeinsam mit Projektpartnern entwickelt. Die Spieler können dem Computer wie einem Menschen intuitiv Fragen stellen, Befehle erteilen und erhalten Informationen. Über die Dialog-Box versteht der Rechner die gesprochenen Worte und managt die Missionen, indem er das Spiel von deutsch-, englisch- und französischsprachigen Spielern verknüpft und Wissen unter ihnen austauscht.

 

Auf einer Raumstation, die offenkundig in massiven Problemen steckt, erwacht Spieler Eins aus seinem Kälte-Schlaf. Laut „Uri“, dem allwissenden Bordcomputer, sinkt das Sauerstoff-Level bedrohlich. Uri, kurz für Benutzerschnittstelle („User recognition interface“), wird dem Spieler bei seiner Mission helfen, das Problem aufzuspüren, zu lösen und Station wie Mannschaft zu retten: Alles über gesprochene Fragen und Befehle, ohne Joystick und Maus. Dabei antwortet Uri stets ausführlich mit sympathischer Stimme in der jeweiligen Sprache des Spielers, führt seine Befehle aus und bringt ihn in Kontakt mit den weiteren Crew-Mitgliedern. Im Team arbeiten sie daran, die Raumstation wieder auf Vordermann zu bringen, wobei jeder Spieler in seiner Landessprache mit Uri reden kann.

 

„Wir haben für die Beispielanwendung ´Sonar Silence`, so der Name des Modell-Spiels, eine neuartige Architektur für Dialogsysteme aufgebaut. Sie lässt sich schnell und einfach in Computerspiele integrieren, aber auch für andere Anwendungen nutzen, bei denen mehrere Personen in verschiedenen Sprachen gemeinsam ein Problem lösen“, erläutert Professor Dietrich Klakow. Der Computerlinguist von der Universität des Saarlandes arbeitete im Rahmen des Dialog-Box-Projektes zusammen mit der österreichischen Spielefirma Mi'pu'mi Games, die das Projekt koordinierte, sowie dem Forschungsinstitut Idiap, der Firma Koemei aus der Schweiz, der belgischen Firma Acapela und dem deutschen Unternehmen Sikom Software.

 

Der Sprachassistent der Dialog-Box unterstützt die Spieler, indem er mit seinem übergeordneten Wissen das Gesamtspiel koordiniert. Er tauscht für das Spiel wichtige Informationen zwischen den Mitspielern aus, so dass die einzelnen Spiele nahtlos verschmelzen und ein gemeinsames Spiel entsteht. Die Dialog-Box versteht und spricht dabei die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. „Das System auch in weiteren beliebigen Sprachen anzulernen, ist problemlos möglich“, sagt die Computerlinguistin Anna Schmidt, Doktorandin in Klakows Forscherteam und Anita-Borg-Stipendiatin von Google.

 

Die Saarbrücker Sprachtechnologen haben das automatische Sprachverstehen für die Dialog-Box entwickelt, das bedeutet: Sie brachten dem Computer bei, die Spieler und die Situationen, in denen sich diese befinden, zu verstehen, damit Uri zum Beispiel weiß, was es an Bord der Raumstation mit einer Luftschleuse auf sich hat und passende Schlüsse daraus zieht, dass diese offen oder geschlossen ist. Zu diesem Zweck haben die Forscher eine Vielzahl an Daten und Informationen über Kontext, Umfeld und Hintergründe zusammengetragen. „Wir haben etwa anhand eines Prototyps charakteristische Fragetypen ermittelt. Hierfür haben wir Tests mit Probanden durchgeführt“, ergänzt Thomas Kleinbauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Dietrich Klakow und Forscher am Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

 

Alles wurde verschriftet und für den Computer verständlich übersetzt. Dabei konnten die Forscher auch auf Ergebnissen früherer Projekte aufbauen. Mit diesem Wissen kann Uri Fragen und Befehle verstehen, erkennt Zusammenhänge, reagiert entsprechend und öffnet auf Zuruf zum Beispiel eine Luftschleuse. Die Forschergruppe des Computerlinguisten Dietrich Klakow arbeitet in zahlreichen Projekten daran, das automatische Sprachverstehen weiterzuentwickeln. Hierfür wurde die Gruppe schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Google-Forschungspreis für Professor Klakow.

 

Siehe auch:

https://www.lsv.uni-saarland.de/index.php?id=71

https://www.eurostars-eureka.eu/project//id/7152

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