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Redaktion: Heinz Schmitz


Robotikbranche weiter auf Wachstumskurs

„Die Nachfrage nach Servicerobotern ist 2014 erneut mit beeindruckenden Wachstumsraten gestiegen“, erklärt Martin Hägele, Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme am Fraunhofer IPA und Autor des Bandes zur Servicerobotik. „Der Verkauf dieser Produkte kletterte im Jahresvergleich zum zweiten Mal in Folge um 28 Prozent auf zuletzt 3 Mio Einheiten. Auch Roboter für das Entertainment verzeichneten ein Verkaufsplus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr und beim Absatz gewerblicher Serviceroboter gab es einen soliden Zuwachs von 11,5 Prozent.“ Das Fraunhofer IPA begleitet die Servicerobotik seit Beginn der 1990er- Jahre durch Studien, Technologie- und Systementwicklungen und hat sie bedeutend mitgeprägt. Die Kenntnis weltweiter Aktivitäten und Marktentwicklungen befähigt das Institut in besonderem Maße, Märkte, Innovationen, Hersteller und Marktakteure kompetent und umfassend darzustellen.

 

Den größten Anteil am Erfolg der Servicerobotik haben Geräte, die den Nutzern monotone und als lästig empfundene Aufgaben abnehmen. Helfer in Haus und Garten wie Staubsauger-, Rasenmäh- und Fensterputzroboter stehen deshalb hoch im Kurs. Von 2015 bis 2018 wird der kumulierte Absatz privat genutzter Serviceroboter auf 35 Mio Einheiten prognostiziert. Die Haushaltsroboter haben mit 25 Mio Einheiten daran den größten Anteil. Dazu kommen rund 9 Mio Unterhaltungs- und Freizeitroboter.

 

Ein großer Zukunftsmarkt im privaten Segment zeichnet sich auch für Assistenzroboter in der Unterstützung von Senioren ab. Hintergrund: Mit Blick auf die alternde Bevölkerung starteten viele Länder Forschungsinitiativen, um mit High-Tech-Hilfen ältere Personen und bewegungseingeschränkte Menschen zu unterstützen.

 

Bei den Servicerobotern für gewerbliche Anwendungen wurden 2014 rund 24.200 Einheiten verkauft (2013: 21.700). Verteidigungssysteme sind dabei mit einem Anteil von 45 Prozent das größte Geschäftsfeld, gefolgt von der Landwirtschaft, die z. B. Feld- oder Melkroboter kaufte.

 

Bei den Logistiksystemen setzt sich der Erfolgskurs mit einem Zuwachs von 27 Prozent des Vorjahres ebenfalls fort. Ein gerade entstehender Markt ist die Nachfrage nach Exoskeletten. Diese körpergetragenen Systeme sind für die Rehabilitation oder auch zur Unterstützung bewegungseingeschränkter Menschen im Einsatz. Im professionellen Umfeld dienen sie in ersten Anwendungen als Kraftunterstützung und ermöglichen ergonomisches Arbeiten bei physisch anspruchsvollen Aufgaben.

 

Erstmals hat die IFR in ihren Auswertungen auch berücksichtigt, wie lange die Firmen am Markt sind. Hier zeigt sich, dass rund 15 Prozent der befragten Unternehmen als Start-up gelten, also technologiegetrieben und erst seit 5 Jahren oder kürzer am Markt sind. „Dies belegt das Marktpotenzial, das Gründer und Investoren in dem stetig wachsenden Feld der Robotik sehen“, so Hägele.

 

China, Japan, USA, Südkorea und Deutschland sind die größten Absatzmärkte für Industrieroboter. Auf diese fünf Märkte werden 70 Prozent der bis 2018 prognostizierten Verkäufe von 400 000 Einheiten entfallen. Das ist nahezu eine Verdopplung im Vergleich zu 2014. „Wichtigster Treiber der Entwicklung ist der weltweite Wettbewerb der industriellen Produktion. Die Automatisierung des Automobilsektors und der Elektro- und Elektronikindustrie stehen dabei mit einem Marktanteil von zusammen 64 Prozent an der Spitze“, sagt Arturo Baroncelli, Präsident der IFR. Vor diesem Hintergrund markiert die sprunghafte Automatisierung in China eine einzigartige Entwicklung in der Robotergeschichte. Allein 2014 stieg die Zahl der verkauften Industrieroboter um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist China der größte und am schnellsten wachsende Robotermarkt weltweit.

 

In Europa hat Deutschland mit großem Abstand die Nase vorn. Innerhalb des Jahres 2014 stiegen die Verkaufszahlen um 10 Prozent auf rund 20 100 Einheiten, was der größte bisher registrierte Absatz binnen eines Jahres ist. Trotz der bereits sehr großen Roboterdichte ist der weltweit fünftgrößte Robotermarkt auf Expansionskurs – in erster Linie angetrieben von der Automobilindustrie. Die digitale Transformations- und Automatisierungswelle wird den Siegeszug der Industrieroboter bis 2018 weiter vorantreiben. Im Zuge von „Industrie-4.0-Projekten“ steht beispielsweise die Mensch-Roboter- Kooperation (MRK) vor dem Durchbruch. Die vereinfachte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine öffnet den Markt der Roboter- und Automatisierungsausrüster für neue Anwendungen. Das gilt branchenübergreifend für kleinere und mittelständische Unternehmen ebenso wie für Konzerne. Das Fraunhofer IPA hat Technologien für MRK und entsprechende Pilotanwendungen in Forschungsinitiativen maßgeblich mit erschlossen. Aktuell gestaltet das Institut wirtschaftliche und sichere MRK-Lösungen und Anwendungen für unterschiedlichste Industriebereiche.

 

Siehe auch:

http://www.worldrobotics.org

http://www.ipa.fraunhofer.de

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