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Redaktion: Heinz Schmitz


Medizin und KI wachsen zusammen

Um die extrem komplexen Funktionen im Gehirn zu verstehen setzen Mediziner verstärkt auf KI-Hilfe. Daraus werden zukünftige Methoden zur Behandlung von Schlaganfall, Parkinson Alzheimer und Co. entwickelt. (Quelle: Gerd Altmann/Pixabay)

 

Die neuesten Erkenntnisse aus den Netzwerk-Neurowissenschaften diskutieren MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen, darunter auch Fachleute aus Medizintechnik, IT und Ingenieurwissenschaften, vom 2. bis 4. März auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung e. V. (DGKN23) in Hamburg. Zahlreiche international renommierte Keynote-Speaker bereichern den Kongress mit ihren Vorträgen. Schwerpunktthema auf dem DGKN23 ist die „Dynamik von Hirnnetzwerken“. Dynamische Kopplungen neuronaler Signale finden sich überall im Gehirn. Deren Existenz wurde vor mehr als 30 Jahren entdeckt, aber es ist immer noch nicht klar, welche funktionelle Bedeutung sie genau haben. „Nur wenn wir neuronale Funktionen interdisziplinär auf allen Komplexitätsebenen verstehen, können wir innovative Therapien für neurologische und psychiatrische Erkrankungen entwickeln“, sagt Prof. Dr. Andreas K. Engel, Präsident und Kongresspräsident der DGKN. Im Präsidentensymposium „Dynamische funktionelle Konnektivität – kausal wirksam oder epiphänomenal?“ am 3. März um 14:45 Uhr diskutiert er mit vier Koryphäen auf dem Gebiet der Netzwerk-Neurowissenschaften. Ihre aktuellen Arbeiten und ihre Sicht auf dieses Thema präsentieren Prof. Pascal Fries, Direktor am Ernst Strüngmann Institute (ESI) for Neuroscience und wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Olaf Sporns vom Department of Psychological and Brain Science an der Indiana University Bloomington, Prof. Stefano Panzeri, Direktor der Exzellenz-Abteilung für Neurale Informationsverarbeitung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Prof. Ileana Hanganu-Opatz, Direktorin des Instituts für Entwicklungsneurophysiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

 

Wie Computer helfen, das Gehirn zu verstehen

„Die Thermodynamik des Geistes“ ist das Thema eines Vortrags am 2. März, 8:45–9:30 Uhr von Prof. Gustavo Deco, Leiter der Computational Neuroscience Group an der Pompeu Fabra Universität in Barcelona, Spanien. Er entschlüsselt mit Experimenten und der Simulation neuronaler Funktionen am Computer, wie das Gehirn Informationen verarbeitet. Die Computermodelle können dabei helfen, Fehlfunktionen des Gehirns und die Ursache von Krankheiten zu verstehen, und inspirieren Anwendungen der künstlichen Intelligenz.

 

Motorische Schaltkreise in der Wirbeltier-Evolution

Über „Das Gehirn in Aktion – durch die Brille der Evolution“ spricht am 2. März von 18:45–19:30 Uhr Prof. Sten Grillner, Neurophysiologe am Karolinska-Institut in Stockholm, Schweden, und einer der weltweit führenden Experten für die zellulären Grundlagen des motorischen Repertoires von Wirbeltieren. Er hat gezeigt, wie motorische Schaltkreise im Mittelhirn, Hirnstamm und Rückenmark dazu beitragen, Bewegungen zu steuern, und wird erläutern, warum sich der grundlegende Aufbau dieser Schaltkreise bereits früh in der Evolution der Wirbeltiere entwickelt hat und teilweise unverändert erhalten geblieben ist.

 

Hirnnetzwerke in Gesundheit und Gesellschaft

Einer der führenden Experten weltweit auf dem Gebiet der Neurowissenschaften und psychischen Gesundheit ist Prof. Edward T. Bullmore, Professor für Psychiatrie an der University of Cambridge, United Kingdom. Am 3. März von 8:45–9:30 Uhr spricht er über „Gehirnkonnektivität und Schizophrenie“. Prof. Maurizio Corbetta berichtet am 3. März von 18:45–19:30 Uhr von der Erforschung der Veränderungen neuronaler Netzwerke: „Schlaganfall: Gehirnnetzwerke und Verhalten“. Der Professor für Neurologie in der Abteilung für Neurowissenschaften der Universität von Padua, Italien, ist Gründungsdirektor des neuen Padua Neuroscience Center, eines interdisziplinären Forschungsprogramms, das sich mit der Untersuchung von Gehirnnetzwerken in Gesundheit und Krankheit befasst.

 

Was die Hirnforschung von Primaten lernt

Prof. Sabine Kastner, Professorin für Psychologie am Neuroscience Institute der Princeton University in New Jersey, USA, spricht am 4. März von 10:45 – 11:30 Uhr über die „Neuronale Dynamik des Aufmerksamkeitsnetzwerks von Primaten“. Die Neurowissenschaftlerin vergleicht durch die Kombination von funktioneller Bildgebung und intrakranieller Elektrophysiologie das Gehirn von Menschen und Primaten mit dem Ziel, Funktionsprinzipien zu ermitteln, die der Kognition zugrunde liegen und mit dem Verhalten auf der Ebene großer kognitiver Netzwerke verknüpft werden können.

 

Neurowissenschaft und klinische Neurophysiologie: Update in drei Tagen

Das wissenschaftliche Programm des DGKN-Kongresses umfasst das ganze Spektrum aktueller Entwicklungen und innovativer Methoden der klinischen Neurophysiologie. Es bietet unter anderem Symposien zur Verbesserung der nicht invasiven und Tiefen Hirnstimulation, zum Einsatz der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation in der Psychiatrie oder zu Mechanismen-basierten Biomarkern bei Schizophrenie. Auch die Rolle der künstlichen Intelligenz in der Bildgebung bei neurodegenerativen Erkrankungen oder neue Erkenntnisse zu Mechanismen der Epilepsie werden diskutiert. In der Fortbildungsakademie der DGKN gibt es spannende Kurse zum gesamten Methodenspektrum der Neurophysiologie. Der klinisch-neurowissenschaftliche Nachwuchs steht bei den Symposien der Jungen Klinischen Neurophysiologen (JKN) im Fokus.

 

Siehe auch:

https://www.dgkn-kongress.de/

 

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