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Redaktion: Heinz Schmitz


Künstliche Intelligenz soll Gerüche vorhersagen

Gerüche
Mittels Künstlicher Intelligenz wollen Forscher vorhersagen, welche Molekülkombinationen welche Gerüche auslösen.(BirgitH / pixelio.de)

Wer kennt das nicht: Da erwirbt man einen aufblasbaren Sitzball, um den Rücken am Schreibtisch zu entlasten, und dann muss man ihn erst einmal drei Tage an die frische Luft hängen, weil er so mieft. Oder man schnuppert im Supermarkt an der eingeschweißten Salami, die natürlich nicht nach Buchenholzrauch, sondern unangenehm nach Plastik riecht. Forscher am Computer-Chemie-Centrum (CCC) der FAU arbeiten jetzt daran, dass ungewollte Gerüche in Verpackungen und Produkten bald der Vergangenheit angehören. Dafür entwickeln sie eine künstliche Intelligenz, die sichere Vorhersagen treffen kann, welche Molekülkombinationen Gerüche neutralisieren oder aber gezielt entstehen lassen können.

 

Das Molekül als Satz verstehen

 „Den Hauptteil unserer Arbeit werden wir nicht im Labor, sondern am Rechner verbringen“, sagt Dr. Thilo Bauer. Gemeinsam mit Dr. Tatyana Shubina von CCC und Prof. Dr. Andrea Büttner vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie entwickelt Bauer eine Datenbank, in der das Wissen um die molekulare Struktur von Duft- und Aromastoffen gebündelt wird: „Wir bedienen uns dabei der Computerlinguistik. Ähnlich wie bei der Verarbeitung von Sprache soll das Programm ein Geruchsmolekül als Satz verstehen, in dem die Molekülfragmente die Wörter bilden. Die Zusammensetzung der Fragmente bestimmt dann die Bedeutung des Satzes – in unserem Fall also des Geruchs.“

 

Gerüche vermeiden und kreieren

In naher Zukunft wollen die FAU-Chemiker mithilfe der Mustererkennung zuverlässige Vorhersagen über die Entstehung von Gerüchen treffen und damit aufwändige Trial-and-Error-Experimente überflüssig machen – übrigens nicht nur im Bereich der Geruchsvermeidung, sondern auch bei der Kreation von Düften. „In der Kosmetikindustrie werden jährlich viele tausend Moleküle synthetisiert und Geruchsproben unterzogen – nur ganz wenige davon schaffen es auf den Markt“, sagt Thilo Bauer. „Auch hier könnte unser Programm dabei helfen, neue Produkte effektiver und ressourcenschonender zu entwickeln.“

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