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Redaktion: Heinz Schmitz


Europäische Antwort auf Facebook & Co.

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In Helios entwickeln Forscher eine Struktur für ein soziales Netzwerk, das die „Dynamik der menschlichen Beziehungen in drei Dimensionen“ abbildet. (Quelle: Uni-Passau)

Derzeit funktionieren große Online-Plattformen folgendermaßen: Es gibt einen zentralen Akteur, also große Unternehmen wie Facebook, Google oder Amazon. Nutzer sowie kleinere Unternehmen, die auf diesen Plattformen Werbung schalten, sind von diesem zentralen Akteur in gewisser Weise abhängig – auch wenn die großen Plattform-Betreibenden an Regeln gebunden sind, wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

 

„Eine Art Facebook ohne Facebook“

In dem Horizon-2020-Projekt HELIOS arbeiten Forscher europaweit an einer Lösung, soziale Netzwerke grundlegend anders aufzustellen: „Wir entwickeln eine Plattform ohne zentrale Instanz, eine Art Facebook ohne Facebook“, erklärt Prof. Dr. Meinhard Schröder, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Europarecht und Informationstechnologierecht an der Universität Passau. „Digitalisierung hängt bislang immer an zentralen Akteuren“, sagt Projektmitarbeiterin Carolina Goberna Caride. „Es ist jetzt an der Zeit, dezentrale Möglichkeiten ernstzunehmen und anzuwenden.“

 

Maximales Nutzungserlebnis kombiniert mit maximaler Kontrolle über die Daten

Die Forscher entwickeln eine Struktur für ein soziales Netzwerk, das die „Dynamik der menschlichen Beziehungen in drei Dimensionen“ abbildet – mit Blick auf Kontext, Raum und Zeit. Das soziale Netzwerk soll sich an die Bedürfnisse anpassen, die die Nutzer in verschiedensten Situationen und Umgebungen haben – sei es im Alltag, im Beruf oder im Hobby. Es soll der Nutzerin oder dem Nutzer im beruflichen Zusammenhang andere Vorschläge machen als im Privaten. Es soll auch lernen, wie sich Beziehungen im Laufe der Zeit verändern.

 

Die Nutzer werden hier allerdings nicht von einer zentralen Instanz überwacht. „Vielmehr sollen sie stets die maximale Kontrolle über ihre eigenen Daten haben“, erklärt Prof. Dr. Schröder. Dass rechtliche Fragen im Bereich Datenschutz, Privatsphäre und Urheberrecht von Beginn an mitgedacht werden, dafür ist das Passauer Team zuständig. Es begleitet alle juristischen Aspekte des Projekts. Dazu zählt beispielsweise auch die Frage, wie sich das in der DSGVO vorgesehene Recht auf Vergessenwerden mit der Blockchain-Technologie verträgt.

 

Letztere ist eine der Technologien, deren Einsatz die Forscher testen. Technisch setzt das Projekt insbesondere auf Peer-to- Peer-Anwendungen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, auf der das frühe Internet basierte. Es bezeichnet Rechner-Netze, bei denen mehrere Geräte miteinander verbunden sind. Inzwischen wäre auch eine Anbindung an das Internet-of-Things denkbar.

 

Siehe auch:

http://www.uni-passau.de/

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