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Redaktion: Heinz Schmitz
Anziehbares U-Boot sucht antike HighTech
Der Exosuit des kanadischen Unternehmens Nuytco Research (http://nuytco.com) ist ein Hightech-Anzug, der bemannte Tauchgänge bis in 300 Meter Tiefe ermöglicht. So soll er im Herbst dazu beitragen, eines der größten Rätsel der Technologie-Geschichte zu lösen, berichtet der New Scientist. Denn dann wird der Exosuit zum Einsatz kommen, um in der Ägäis gefahrlos nach einem 2.000 Jahre alten Wrack zu tauchen. Das soll Hinweise auf die Natur des Antikythera-Mechanismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Mechanismus_von_Antikythera) liefern - des dort gefundenen, ältesten Computers der Welt.
Der Exosuit wirkt ein wenig wie eine "Iron Man"-Rüstung, was damit zusammenhängt, dass es sich um den modernsten robotischen Tauchanzug der Welt handelt. "Das ist im Prinzip ein anziehbares U-Boot", meint Phil Short, der die Mission als Tauchexperte begleiten wird. Im September soll vor der Insel Antikythera diese modernste Technologie antike ans Licht fördern. Denn Ziel der Expedition ist ein römisches Wrack, aus dem 1900 der Antikythera-Mechanismus geborgen wurde. Er gilt als älteste analoge Computer der Welt, seine Funktionsweise ist bis heute nicht vollständig verstanden. Im Idealfall soll der Exosuit eine zweite Kopie des Geräts vom Meeresboden holen.
Das Antikythera-Wrack ist zirka 60 vor Christus gesunken und wurde 1900 von griechischen Schwammtauchern wiederentdeckt. Große Stücke befanden sich in etwa 40 bis 60 Metern Tiefe, doch Teile sollen bis zu 120 Metern tief liegen. Um dort lange bemannte Tauchgänge zu absolvieren, ist hochtechnische Ausrüstung nötig. Denn die Schwammtaucher konnten einst nur wenige Minuten beim Wrack ausharren, dennoch gab es durch Dekompressionskrankheit bedingte Lähmungen und Todesfälle. Selbst Taucherlegende Jacques Cousteau konnte bei einer Expedition im Jahr 1976 nur zehn Minuten am Meeresboden verbringen.
"Mit dem Exosuit wird unsere Zeit am Boden praktisch unbegrenzt", so Brendan Foley vom Deep Submergence Laboratory der Woods Hole Oceanographic Institution (http://www.whoi.edu). Denn der Anzug aus einer Aluminiumlegierung widersteht dem hohen Wasserdruck in 120 Metern Tiefe, bietet dem Träger aber dank intelligenter Bauweise dennoch hohe Beweglichkeit. Das ist auch wichtig, um etwaige Schätze sinnvoll bergen zu können. Dank Versorgungskabel zum Schiff an der Oberfläche und Kreislaufatemgerät sollten theoretisch Tauchgänge von 50 Stunden Dauer möglich sein. "Wir werden nur auftauchen müssen, um dem Ruf der Natur zu folgen", meint daher Foley.
Die moderne Expedition dient dazu, ein Stück antiker Hochtechnologie besser zu verstehen, den 1900 in Fragmenten entdeckte Antikythera-Mechanismus. Erst in den 1950er-Jahren haben Forscher erkannt, dass die 2.000 Jahre alten Bruchteile einen analogen Computer ergeben, der in seiner Komplexität seiner Zeit um Jahrhunderte voraus scheint. Vermutlich diente das Gerät der Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen, möglicherweise auch der Berechnung von Planetenpositionen.
Wirklich restlos verstanden sind Funktionsweise und Zweck des Antikythera-Mechanismus aber bis heute nicht. Im Rahmen der für September geplanten Expedition hoffen die Forscher, weitere Informationen zu dem Analog-Computer zu finden. Dabei besteht auch die Hoffnung, auf neue Teile oder gar ein zweites Gerät zu stoßen. Denn Fragment D, eines der sieben größten Bruchstücke des Antikythera-Mechanismus, ließ sich bislang in keine versuchte Rekonstruktion nahtlos einfügen.
(Quelle: http://www.pressetext.de)