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Redaktion: Heinz Schmitz


Forscher publizieren statt zu lehren

Lehrender vor Tafel

Der Publikationsdruck auf Forscher geht zulasten der guten alten Lehre (Quelle: Gerd Altmann/Pixabay)

 

Der Publikationsdruck in der Wissenschaft ist hoch. Um den Erwartungen zu entsprechen, widmen sich Wissenschaftler anderen Aufgaben wie guter Lehre oder Open Science deutlich weniger– obwohl sie diese Ziele ebenfalls als sehr wichtig einstufen. Zu diesen Ergebnissen kommt der Berlin Science Survey, eine aktuelle Studie unter Wissenschaftlern im integrierten Forschungsraum Berlin – durchgeführt von der Berlin University Alliance.

 

95 % der befragten Wissenschaftler gaben an, dass das Ziel „methodischer Strenge“ einen übergeordneten Stellenwert im Wissenschaftssystem haben sollte, 85 % sehen das für das Ziel "gute Lehre". „Publikationsoutput“ rangiert dagegen auf dem letzten Platz: Hier ist die Mehrheit von 72% der Meinung, es sollte kein übergeordnetes Ziel sein. Wenn es um den Erwartungsdruck geht, den die Wissenschaftler spüren, dreht sich das Bild allerdings um: Knapp 90 Prozent spüren einen hohen Publikationsdruck, aber nicht mal jeder vierte Befragte sieht sich bei den Zielen „Open Science“ und „Gute Lehre“ hohen Erwartungen ausgesetzt. Das führt in der Forschungspraxis dazu, dass der Publikationsoutput gegenüber anderen Aufgaben höher priorisiert wird, obwohl diese Ziele von den Forschenden prinzipiell als wichtiger eingeschätzt werden. Dieses Missverhältnis zwischen den eigenen Zielsetzungen der Wissenschaftler und den meist durch Evaluationsregime forcierten Erwartungen sehen die Forscher des Projekts Berlin Science Surveys kritisch. „Es kann sowohl zu einer unnötigen Belastung von Wissenschaftlern führen als auch negative Auswirkungen auf die Forschungs- und Lehrqualität haben. Die verschiedenen Effekte der Anreizstrukturen im Wissenschaftssystem sind Gegenstand des Projekts und werden von uns weiter untersucht werden", so der Projektleiter Dr. Jens Ambrasat.

 

Den integrierten Forschungsraum Berlin aktiv mitgestalten

Der Berlin Science Survey ist eine wiederkehrende Online-Befragung von Wissenschaftlern an den Einrichtungen der Verbundpartnerinnen der Berlin University Alliance und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Berlin Research 50 (BR50), die zum ersten Mal von November 2021 bis Februar 2022 mit über 1000 Teilnehmenden durchgeführt wurde. Der Basisbericht wurde jüngst veröffentlicht. Vertiefte Auswertungen zu einzelnen Themen wie Kooperationen, Open Science, Wissenstransfer und Forschungsqualität erscheinen sukzessive in den kommenden Monaten. Die Befragung soll alle zwei Jahre wiederholt werden, um Erfahrungen und Meinungen der Wissenschaftler im integrierten Forschungsraum zu erheben und Trends in den Forschungspraktiken, den Diskursen und den Einstellungen der Forschenden sichtbar zu machen.

 

Der Berlin Science Survey wird von der Berlin University Alliance gefördert und vom Robert K. Merton Zentrum für Wissenschaftsforschung durchgeführt. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Wandel der Forschungskultur(en) im integrierten Forschungsraum Berlin und möglichen Auswirkungen wissenschaftspolitischer Steuerung auf die Einstellungen und Forschungspraktiken der Wissenschaftler. Dazu der Sprecher der Berlin University Alliance Prof. Dr. Peter Frensch: „Es ist im Interesse der vier Verbundpartnerinnen der BUA, die Perspektiven der Forscher in die Qualitätssicherungsprozesse für Forschung und Lehre zu integrieren.“

 

Die BUA hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Instrumente der Forschungsevaluationen zu verbessern und Qualität nachhaltig sicherzustellen. Zukünftige Befragungen im Rahmen des Berlin Science Survey sollen zeigen, inwieweit das aus der Perspektive der betroffenen Wissenschaftler auch tatsächlich gelingt.

 

Siehe auch:

https://www.berlin-university-alliance.de/

 

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