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Redaktion: Heinz Schmitz


Aggressive Ransomware und Passwort-Diebstahl

Cybercrime

Die Devise der Kriminellen bei Ransomware-Attacken lautet immer mehr schneller, professioneller, teurer. (Quelle: Pete Linforth Pixabay)

 

Der IT-Sicherheitshersteller Eset hat seinen zweiten "Threat Report 2021" (T2/2021) veröffentlicht, der die Security-Bedrohungslage der Monate Mai-August 2021 zusammenfasst. Die Sicherheitsforscher haben darin besorgniserregende Trends analysiert: Immer mehr aggressive Ransomware-Taktiken, zunehmende Brute-Force-Angriffe und zielgerichtete Advanced Persistent Threats (APT), die unter anderem Menschenrechtler, Journalisten und Politiker attackieren. Der gesamte Report steht kostenlos auf zum Download bereit.

 

Ransomware bleibt brandgefährlich

Die Marschrichtung bei Ransomware lautet immer mehr "schneller, professioneller, teurer". In den letzten vier Monaten purzelten gleich mehrere Lösegeldrekorde. Der Angriff auf das größte Pipeline-Unternehmen in den USA - Colonial Pipeline - und die Attacke auf eine Schwachstelle in der IT-Management-Software Kaseya VSA lösten Schockwellen aus, die weit über die Cybersicherheitsbranche hinaus spürbar waren. In beiden Fällen ging es offenbar um finanziellen Gewinn anstatt um Cyberspionage. Beispielsweise forderten Kriminelle von Kaseya ein Lösegeld in Höhe von 70 Millionen US-Dollar. Diese Summe stellte eine traurige Höchstleistung dar.

 

Doch einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont sieht Roman Kovác, Chief Research Officer bei Eset: "Ransomware-Banden haben es dieses Mal vielleicht übertrieben: Die Beteiligung der Strafverfolgungsbehörden an den schwerwiegenden Vorfällen zwang mehrere Tätergruppen, das Feld zu räumen. Zudem hat die endgültige Abschaltung von Emotet Ende April 2021 dazu geführt, dass die Erkennungen von sogenannten Loadern im Vergleich zum Zeitraum Januar-April 2021 um die Hälfte zurückgegangen sind." Andererseits scheint sich TrickBot von den letztjährigen Störungen erholt zu haben. Die Experten verzeichneten eine Verdopplung der Erkennungen sowie neue Funktionen.

 

Passwörter als Steighilfe für Ransomware

Der Diebstahl und das Ausspionieren von Passwörtern haben weiter Hochkonjunktur. Sie dienen als probates Hilfsmittel, um Ransomware-Angriffe gestalten zu können. Öffentlich zugängliche Remote-Desktop-Protocol-Dienste stehen besonders im Kriminellen-Fokus: Zwischen Mai und August 2021 entdeckte Eset 55 Milliarden neue Brute-Force-Angriffe (+104 % im Vergleich zu T1 2021) gegen die digitale Lebensader zwischen Heimrechnern und Netzwerken. Die Eset-Telemetrie verzeichnete auch einen beeindruckenden Anstieg der durchschnittlichen Anzahl der täglichen Angriffe pro einzelnen Client. Dieser verdoppelte sich von 1.392 Versuchen pro Rechner und Tag in T1 2021 auf 2.756 in T2 2021.

 

Höchst aktive Advanced Persistent Threats (APT)

Als sehr besorgniserregend stufen die Experten die Spyware DevilsTongue ein. Mit ihr attackieren Hacker zielgerichtet Menschenrechtler, Dissidenten, Journalisten, Aktivisten und Politiker. Diese Personengruppen werden maximal ausspioniert und die gewonnenen Informationen möglicherweise gegen sie verwendet.

 

Ins gleiche Horn stößt die aktuelle Spear-Phishing-Kampagne der APT-Gruppe Dukes. Sie stellt weiterhin eine Hauptbedrohung für westliche Diplomaten, Nichtregierungsorganisationen und Think Tanks dar. Auch die Hackergruppe Gamaredon macht wieder von sich reden, weil sie es auf Regierungsorganisationen in der Ukraine abgesehen hat.

 

Weitere Analysen

Der Report gibt außerdem einen Überblick über eine neue plattformübergreifende APT-Gruppe, die sowohl auf Windows- als auch auf Linux-Systeme abzielt, eine Vielzahl von Sicherheitsproblemen in Android-Stalkerware-Apps und eine Malware-Familie, die es auf IIS-Server abgesehen hat.

 

Siehe auch:

https://www.welivesecurity.com/deutsch/2021/09/30/eset-threat-report-t2-2021

 

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