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Redaktion: Heinz Schmitz


Chiplose Funketiketten zum Aufdrucken

Chiploses Funkettikett
Das chiplose Funk-Etikett (Quelle: UDE)

Der Wagen ist gepackt, einmal noch richtet der Paketbote prüfend das Lesegerät auf die Ladefläche: alles an Bord, nichts vergessen. Gedruckte Funketiketten ohne Chip sollen das künftig ermöglichen. Das Projekt DruIDe, an dem vier Ingenieure der Universität Duisburg-Essen (UDE) federführend beteiligt sind, mündet nicht nur in eine neue Technologie, sondern auch in zwei Start-ups, die sich um die Markteinführung kümmern.

 

Jedes Jahr werden weltweit Milliarden Pakete verschickt – als individuelle Sendung oder Lieferung für den Einzelhandel. Jedes Paket muss bis dato einzeln über seinen Barcode identifiziert werden: richtig drehen, scannen, sinnvoll stapeln in einer Offline-Version des Computerspiele-Klassikers Tetris.

 

Viel schneller geht es mit einem chiplosen Etikett aus Nanosilizium: Das Silizium kommt in Form von Nanopartikeln aus dem NanoEnergieTechnikZentrum

(NETZ) und dem Institut für Energie und Umwelttechnik (IUTA) der Uni. Es wird in eine spezielle Tinte eingebracht, die sich mit einem Tintenstrahldrucker direkt auf das Paket drucken und per Laser zu funktionierenden elektronischen Schaltungen verarbeiten lässt. „Wir sind die ersten, die Nanoelektronik aus Silizium drucken können“, erläutert Niels Benson, Professor für Druckbare Materialien für Signalverarbeitende Systeme an der UDE.

 

Die neue Technik erleichtert nicht nur Logistikern und Paketboten das Leben, sie spart auch ordentlich Material: Bäume. Denn im Gegensatz zum Barcode ist das RFID-Etikett („radio-frequency identification“) wiederverwendbar, das Paket somit auch. Da es zudem ohne Chip auskommt, liegt sein Preis bei etwa 0,01€ und ist damit rund fünfmal günstiger als sein herkömmliches Pendant.

 

Zum Thema Datenschutz weiß Prof. Thomas Kaiser: „Zum Auslesen des Etiketts benötigt man ein spezielles Lesegerät. Es funktioniert nur in einem Radius von etwa zehn Metern und verrät lediglich, dass eine bestimmte ID in der Nähe ist.“

 

Ende Oktober präsentieren die sechs Projektpartner aus den Niederlanden und Deutschland die Innovation auf der Messe RFID Tomorrow in Darmstadt.

Vorher haben sie aber noch einen Termin beim Notar: Das Start-up „airCode“ arbeitet seit 8. Oktober offiziell an der Markteinführung der Technologie. „Unsere Demonstration basiert noch auf wenigen Bit“, so Kaiser. „Um Milliarden von Objekten unterscheiden zu können, brauchen wir 50 bis 60 Bits. Wir sind zuversichtlich, dass wir das in fünf bis zehn Jahren erreicht haben.“ Auch auf holländischer Seite wird ein neues Unternehmen gegründet, das die Nanotinte vermarkten wird.

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