Nachrichten, Gerüchte, Meldungen und Berichte aus der IT-Szene

Redaktion: Heinz Schmitz


Mit virtuellem Training auf den Ernstfall vorbereitet

Ein Banküberfall, eine vermisste Person oder ein flüchtender Täter in einer Schule gehören zu den Herausforderungen, denen sich Polizisten stellen müssen. Damit sie in solchen Situationen schnell und kompetent reagieren können, muss die Zusammenarbeit im Team reibungslos funktionieren, z.B. zwischen den Polizisten am Boden und der Besatzung in einem Hubschrauber. Tübinger Forscher des Leibniz-Instituts für Wissensmedien und der Eberhard Karls Universität konnten jetzt nachweisen: Virtuelles Training bringt messbaren Erfolg. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass es virtuell trainierten Polizisten gelingt, auch in komplexen Situationen den Überblick zu behalten. “Damit ist virtuelles Training eine Möglichkeit, um gerade solche Situationen, die enge Zusammenarbeit und Kommunikation im Team erfordern und unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen müssen, einzuüben. Diese Situationen lassen sich in der Realität nur sehr schwer oder nur mit großem Aufwand trainieren”, sagt Johannes Moskaliuk vom Lehrstuhl für Angewandte Kognitionspsychologie und Medienpsychologie in Tübingen, der das virtuelle Training zusammen mit Prof. Ulrike Cress vom Leibniz-Institut für Wissensmedien evaluiert hat.

 

Um die Handlungskompetenz der Polizisten zu untersuchen, mussten sie nach dem Training an einem Test teilnehmen. Neben dem erworbenen Wissen und der Zufriedenheit mit dem Training wurde gemessen, ob es den Trainierten gelingt, auf neue, unverhoffte Situationen adäquat zu reagieren. Dazu wurden den Polizisten kurze Video-Clips mit kritischen Situationen gezeigt. Ihre Aufgabe war es, zu beschreiben, wie sie reagieren würden. Die Antworten der virtuell trainierten Polizisten wurden verglichen mit Polizisten, die mit Lehrvideos, Vorträgen oder Lehrtexten vorbereitet wurden. Den virtuell trainierten Personen gelingt es besser, ihr Wissen auf neue und unbekannte Situationen zu übertragen und sich in die Perspektive der anderen Mitglieder des Teams hineinzuversetzen. Die Möglichkeit, eine Situation nachträglich aus unterschiedlichen Blickwinkeln z.B. auch aus Sicht der Hubschrauber-Crew betrachten zu können, ist eine Erklärung für den erzielten Trainingseffekt.

 

Für das Training wurde eine virtuelle Welt eingesetzt, in der die einzelnen Polizisten ähnlich wie in einem Computerspiel über Avatare dargestellt werden und miteinander vernetzt sind. Jeder Kollege übernimmt eine Rolle, die Steuerung erfolgt über Maus oder Tastatur, die Kommunikation über Headsets. Die Polizisten können so in der virtuellen Welt unter realitätsnahen Bedingungen trainieren und vor allem im Anschluss erneut aus unterschiedlichen Perspektiven die einzelnen Training-Sequenzen betrachten und Fehler identifizieren.

Zurück